Zeitung gestapelt

Sterkrader begleiteten Pferde

Sterkrader begleiteten Pferde auf dem Flug nach Nordamerika
Pilot “nicht glücklich“- Beruhigungsspritze für Vierbeiner.

Einen tag nach dem schweren Flugzeugabsturz von London Heathrow , bei dem, wie gemeldet die drei Besatzungsmitglieder einer mit Acht Rennpferden beladene Transportmaschine drei Pferdepfleger und die Pferde den Tod fanden, führte die Sterkrader Firma Gebrüder Rosendahl einen Pferdetransport auf dem Luftweg nach Nordamerika durch.

Vom Rosendahl-Hof an der Pfälzer Straße aus traten am Donnerstag neu Springpferde die Reise nach Libyen an . Zwei Spezialtransportet brachte die vom Olympischen Komitee Libyens für die Springreitermannschaft des nordamerikanischen Staates erworbenen Vierbeiner zum Flughafen Lohausen, wo die Tiere für den Flug nach Tripolis in eine Metallbox ausgestattete Chartermaschine der KLM verladen wurden.

In Lohausen war noch die frische Nachricht von der Katastrophe in London das Tagesgespräch. Unter den Piloten und dem Flugplatzpersonal kursierten Fotos von dem zertrümmerten Flugzeug, der Flugkapitän , ein im dienst der niederländischen Fluggesellschaft stehender Jugoslawe, hatte noch nie Pferde transportiert.“ Bin nicht glücklich“ bekannte er auf Englisch, Transportunternehmer Franz Rosendahl ließ einen Tierarzt kommen, der den Pferden eine Beruhigungsspritze verabreichte, eine Maßnahme, die auch zur Beruhigung de Piloten beitrug.

Noch nicht gemeldet
Als Reisebegleiter, die sich um das Wohl des lebenden Fracht zu kümmern hatten, machten der bewährte Rosendahl-Fernfahrer Johannes Beckmann und drei im Umgang mit Pferden bewanderte Freunde des Hauses Rosendahl den Flug über das Mittelmeer mit.

Gestern Vormittag hatte sich die Begleitmannschaft noch nicht aus Tripolis gemeldet. Es wird wohl alles gutgegangen sein, meinte Franz Rosendahl, sonst hätte ich schon Nachricht erhalten. Transportaufgaben dieser Art sind von dem Sterkrader zur Routine geworden, seitdem sich die von dem ehemaligen Turnierreiter zusammen mit seinem jüngeren Bruder Wihelm betriebene Firma, zu der auch ein Futtermittel-Großhandel gehört, zum, größten Pferdetransportunternehmen in der Bundesrepubllik entwickelt hat. Die bundesdeutsche Reiterelite, so Hans Günter Winkler, Alwin Schokomöhle und Herrmann Schride, zählt zu Rosendahls Stammkunden. Der vor fünf Jahren, von Pferdekoppeln umgebene Hof an der Pfälzer Straße wurde zu einem Umschlagplatz für Pferdetransporte nach fast allen Teilen der Welt.
Die fünf Spezialtransporter von Rosendahl wollen durch ganz Europa, wenn es gilt, wertvolle Reitpferde zu großen internationalen Turnieren, Zum Beispiel nach Madrid, Istanbul oder nach Sizilien, zu bringen. Hinzu kommen ständige Fahrten nach Flugplätzen und Seehäfen. In der vergangen Woche hat Franz Rosendahl im Auftrag einer Amerikanerin auf dem Frankfurter Flughafen Rennpferde nach New York verladen.

Die für Lybien bestimmten Pferde wurden bei verschiedenen Besitzern in der Bundesrepublik gekauft und vor Tagen nach dem Rosendahl-Hof gebracht. Als Pferdeaufkäufer betätigten sich zwei Beauftragte der Libyschen Botschaft der eine begutachtete die Tiere, der andere trug in einem Köfferchen die Dollarscheine mit sich. Die Nordafrikaner zahlten in bar und ließen die Neuerwerbungen vom Halfter über die Reisedecke bis hin zum kompletten neuen Sattelzeug „neu einkleiden“.
Unerwartete Schwierigkeiten waren die Ursache dafür, dass die Pferde zwei Wochen lang in Königshardt untergestellt werden mussten. Ein Hafenstreik machte einen Strich durch den Plan, die Tiere auf dem Landweg nach Neapel zu befördern und dort auf ein Schiff zu verladen. Man wählte deshalb den Luftweg, was ein finanzielles Problem zur Folge hatte. Die Libyer hatten beim Abschluss des Pferdekaufs den Schiffstransport gleich mitbezahlt. Durch den Flugtransport entstanden erhebliche Mehrkosten. Franz Rosendahl mußte mit der Libyschen Botschaft verhandeln, die schließlich auch den Differenzbetrag bezahlte.

Für die Fahrt zum Flughafen Lohausen setzte die Firma Rosendahl erstmalig ihren neuesten Pferdetransporter ein. Die Karosserie dieses modernsten Spezialtransporters in der Bundesrepublik wurde von der Sterkrader Fahrzeugbaufirma Gossler, Leuthenstraße, erstellt.


Bildunterschrift (Pilot):

Wegen des Flugunglücks vom Vortag nicht glücklich über die Pferde in seinem Flugzeug: Der Flugkapitän im Cockpit der niederländischen Frachtmaschine. Inzwischen wurde bekannt, daß Unglück von London nicht durch ein Pferd, das sich losgerissen haben sollte, sondern duchr ein technisches Versagen verursacht wurde.

Bildunterschrift (Pferdeköpfe):
Von Beauftragten der Lybischen Botschaft für die Springreitermannschaft des nordafrikanischen Staates in der Bundesrepublik gekauft, zwei der neun Pferde in der niederländischen Chartermaschine kurz vor dem Abflug.

VON LOHAUSEN AUS flogen neun Springpferde am Donnerstag nach Tripolis. Eine Transportmaschine der „Martinair“, einer Tochtergesellschaft der KLM, nahm die von vier Pferdepflegern begleiteten Vierbeiner auf Rechts der modernste Pferdetransporter der Firma Rosendahl, der bei der Fahrt von Königshardt zum Flughafen erstmalig eingesetzt wurde. WAZ-Bilder: Schmidt